Homer oder Bart? Die klassischen Publikumslieblinge aus Die Simpsons von Matt Groening sind der etwas dämliche Biernarr Homer und sein verschlagener Sohn Bart. Ein Glück, dass ich mich zwischen diesen beiden grandiosen Charakteren nicht entscheiden muss. Denn es gibt eine Figur aus den Simpsons, über deren Auftritte ich mich jedes Mal aufs Neue besonders freue. Mein Serienheld ist Krusty der Clown. In den 20 Jahren, die die Simpsons nun über die deutschen TV-Bildschirme flimmern, hat sich Krusty mit seinen unzähligen Nebenauftritten für die Serie unverzichtbar gemacht. In meinem gesamten Freundeskreis ist bekannt, dass ich mir bei keinem seiner genial bescheuerten Auftritte ein ‘Ich liebe Krusty!’ verkneifen kann. Auch den Simpsons-Machern ist seine Beliebtheit nicht entgangen. Das wird daran deutlich, dass es immer wieder Folgen gibt, die sich hauptsächlich um ihn drehen – meist, weil er mit aberwitzigen Aktionen seine Karriere gefährdet und Bart gemeinsam mit Lisa Krustys Entlassung verhindern oder rückgängig machen muss.
Wer ist Krusty?
Herschel Shmoikel Pinkus Yerucham Krustofski ist, wie an seinem richtigen Namen unschwer erkennbar, jüdischer Herkunft. Sein Vater ist Rabbi und höchst enttäuscht von der Berufswahl seines Sohnes. Dieser hat sich, neben Kent Brockman, zum bekanntesten TV-Gesicht Springfields entwickelt. Seine Sendung, die Krusty der Clown Show, wird von Springfields Kindern heiß geliebt. Als Clown fährt Krusty eher eine klassische Linie: bescheuerte Frisur, viel zu große Schuhe, eine Fliege, die sich drehen kann und die unvermeidliche rote Clownsnase. Das gleiche gilt für seinen Humor: Seine Stärke sind Sketche, in denen sein Assistent Tingeltangel-Mel mit Torten oder schmerzhafteren Gegenständen beworfen wird. Auch das mittelmäßige Schneiden von Grimassen, furchtbare Wortspiele, Affen auf Minifahrrädern und manisches Lachen gehören zu seinem Repertoir.
Warum Krusty mein Serienheld ist
Held ist wahrscheinlich das falsche Wort. Krustys ist ein durch und durch schlechter Mensch. Obwohl er als Clown Kinder zum Lachen bringt, hasst er die kleinen Gören und behandelt seine größten Fans mit dreister Respektlosigkeit. Gut, das mag damit zusammenhängen, dass der ausgeprägte Narziß alle Menschen hasst … außer sich selbst. Unter seinem Hang zur Cholerik haben vor allem sein Assistent Tingeltangel-Mel und sein kettenrauchender Affe Mr. Teeny zu leiden, die Krusty regelmäßig wüst beleidigt und für seine eigenen Fehler verantwortlich macht.
Seine Freizeit verbringt er, wie es sich für einen Filmstar gehört, mit Alkohol, Koks und leichten Frauen – er dürfte wohl zahlreiche kleine Krustys in die Welt gesetzt haben. Um diesen Lebenswandel zu finanzieren, verkauft der geldgierige Clown seinen Namen an jedes erdenkliche Unternehmen. Einzige Bedingung für seine zahlreichen Werbeaktionen ist, dass die Bezahlung stimmt. Außerdem verdient er mit einer bunten Mischung an Fanartikeln, die natürlich unter katastrophalen Bedingungen in Asien hergestellt werden. Ähnlich schlechte Arbeitsbedingungen gibt es in den USA wahrscheinlich nur bei Krusty Burger, Krustys Burgerkette. Profitmaximierung ist einer der wenigen echten Werte des Fernsehclowns.
Eine reflektierte Seite zeigt Krusty im Bezug auf seinen Humor. Seine Witze sind schlecht – und er weiß es. So lässt er keine Gelegenheit aus, um talentierteren Humoristen die Pointen zu klauen. Klappt das nicht, macht Krusty seinem Ärger über den schlechten Humor seiner eigenen Sendung mit melancholischem Gejammer, gerne auch vor der Kamera, Luft. Denn obwohl ihn das Showbusiness deprimiert, ist die Absetzung Krustys größte Angst. Für Quoten würde er alles tun und gerade dadurch erweist er sich, trotz zahlreicher Fehltritte, als absolutes Steh-Auf-Männchen.
Fassen wir zusammen: Krusty ist egozentrisch, geldgierig, gehässig, humorlos, karrieregeil, respektlos. Und genau solche Charaktere lieben wir doch in Serien. Deswegen ist Krusty der Clown mein Serienheld.